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Mit positiven Erfahrungen aus dem negativen Strudel ausbrechen

In 4 Schritten das Gehirn verändern

Mit positiven Erfahrungen aus dem negativen Strudel ausbrechen

Nimm dir einen Moment Zeit und reflektiere, über welche Themen und Erfahrungen du vom heutigen Tag vorwiegend nachdenkst.

Für die meisten von uns sind es die negativen. Wir erinnern uns an die eine Sache, die schlecht lief (ein Missverständnis, unerledigte Pendenzen, eine Ungerechtigkeit) und weniger an die oft zahlreichen guten Dinge (ein angenehmes Gespräch, etwas Erledigtes, lachende Kinder, schönes Wetter).

Erfreuliche, positive Erfahrungen fliessen durch unser Gehirn wie Wasser durch ein Sieb. Sie hinterlassen fast keine Spuren. Hingegen verursachen stressige, negative Erfahrungen bleibende Veränderungen in unserem Gehirn.

Unser Gehirn ist im Laufe der Evolution darauf spezialisiert, auf alles gefasst zu sein, nach negativen Nachrichten Ausschau zu halten, Unstimmiges zu erkennen und sofort darauf zu reagieren. Als Konsequenz hat unser Gehirn eine negative Verzerrung entwickelt:

  • Auf unangenehme Dinge reagieren wir stärker als auf positive.
  • Schmerzvolle Erinnerungen sind stärker als angenehme, wir lernen mehr aus Schmerz als aus Freude.
  • Starke Abneigungen entwickeln sich rascher als ausgeprägte Vorlieben.
  • In einer Beziehung braucht es mehrere positive Interaktionen, um eine negative Erfahrung auszugleichen.

Diese Ansammlung negativer Erfahrungen bewirkt eine negative Ausrichtung bei unseren Erwartungen, Glaubenssätzen, Handlungsstrategien und Stimmungen. Und sie macht uns gereizt, furchtsam, ungeduldig und hilflos.

Fühlen wir uns heute gestresst, angespannt, einsam oder verletzt, sind wir umso empfänglicher dafür, uns auch morgen so zu fühlen. Das Negative nimmt zu, der Teufelskreis dreht.

 

Sich dem Guten zuwenden

Dank der erfahrungsbasierten Neuroplastizität können wir die Struktur des Hirns verändern, indem wir das Negative langsam verdrängen und alles Positive fördern. Wir wenden uns dem Empfangen des Guten zu und verinnerlichen immer wieder aufs Neue positive Erfahrungen. Damit bauen wir innere Stärke auf und aktivieren unsere Ressourcen. Die Herausforderungen sind noch da, doch wir können ihnen ohne Angst, Frust oder Schmerz begegnen. Wir nutzen den Verstand und unser Bewusstsein, um das Gehirn zu verändern und die Psyche zu stärken.

 

Vier Schritte, um das Gehirn positiv zu verändern

#1  Finde gute Tatschen und mache sie zu positiven Erfahrungen. Das kann sein: eine Sinneserfahrung (Körper, Augen, Duft, Geschmack, Musik/Klang), eine Begegnung, etwas Erledigtes oder etwas, wofür du dankbar bist oder was dir in der Vergangenheit gelungen ist. Die meisten positiven Tatsachen und Alltagserfahrungen sind kurz, gewöhnlich und unspektakulär. Sie sind jedoch real und somit kein positives Denken.

#2  Reichere sie an und geniesse sie. Bleibe für fünf bis zehn Sekunden bei der Erfahrung, entspanne und öffne dich den Gefühlen, welche mit der Erfahrung kommen. Nimm alles bewusst wahr und geniesse es. Je länger du dabei sein kannst, desto mehr neue neuronale Verbindungen werden im Gehirn gebildet.

#3  Nimm die Erfahrung in dich auf. Lass die gute Erfahrung in dich einsinken. Vielleicht kannst du sie im Körper als angenehme Empfindung wahrnehmen, oder du visualisierst das Erlebnis, z.B. als wohltuenden Balsam oder Juwel im Herzen. Werde dir bewusst, dass die Erfahrung ein Teil von dir ist, eine Ressource auf die du zurückgreifen kannst.

#4  Es sich zur Gewohnheit machen. Bleibe dran und mache die Übung mehrmals täglich. Es gibt viele positive Alltagssituationen oder Momente des bewussten Innehaltens, z.B. vor dem Schlafen. Wir können unser Gehirn stärken, so wie wir einen Muskel trainieren.

Vielleicht tauchen Widerstände auf in Form von Gedanken, dass du egoistisch bist oder das Gute nicht verdienst. Oder du bist unsicher wegen den Veränderungen, welche die Übung mit sich bringen könnte. Diese Blockaden bieten uns die Chance, etwas über uns zu lernen. Wir können versuchen, flexibel mit ihnen umzugehen und uns einfach immer wieder dem Guten zuzuwenden. Je mehr positive Schlüsselerfahrungen wir machen und je mehr wir unsere Ressourcen stärken, desto leichter fällt es mit der Zeit.

Bei starken psychischen Symptomen wie Depression, Starre, Panik, Gefühl der Auswegslosigkeit, ist allenfalls die Begleitung mit einem erfahrenen Therapeuten sinnvoll. Gerade die Methode Somatic Experiencing® unterstützt uns dabei, die Selbstwirksamkeit und Selbstregulation zu stärken, damit wir leichter und vertrauensvoller das Gute in uns aufnehmen können.

 

Gutes in sich aufnehmen heisst, den Weg als Ziel zu betrachten.

 

Quelle: Rick Hanson, Denken wie ein Buddha.

Bild: © Pablo Heimplatz / unsplash.com

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